Das Maedchen das den Himmel nicht mochte - Roman by Laabs Kowalski

Das Maedchen das den Himmel nicht mochte - Roman by Laabs Kowalski

Autor:Laabs Kowalski [Kowalski, Laabs]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Dtv
veröffentlicht: 2014-04-20T22:00:00+00:00


21

Eva und ich traten mit den Einkaufstüten aus dem Edeka-Laden in die gleißende Sonne hinaus. Obwohl es erst gegen elf Uhr morgens war, herrschte bereits eine brütende Hitze, kein Lufthauch regte sich.

Vor der Tür wartete schon Raul auf uns und nahm die Tüten entgegen, um sie auf dem Mofa nach Hause zu fahren.

»Was ist mit deinem Bruder?«, fragte ich Eva.

»Was soll mit ihm sein?«, erwiderte sie und löste die Leine von Louis, der draußen am Radständer festgezurrt war.

»Warum tut er alles, was du ihm sagst?«

»Na, weil er verliebt ist in mich.«

»Du willst sagen, er hat dich sehr gern«, hakte ich nach.

»Nein«, entgegnete sie, »ich will sagen, dass er mich liebt.«

»Aber es ist verboten, seine eigene Schwester zu lieben.«

»Es ist auch verboten, dass mein Vater deinen verhaut, und er hat es trotzdem getan. Es lässt sich nicht ändern.«

»Warum seid ihr so?«, fragte ich sie. »So anders als alle?«

»Wieso sind wir denn anders? Wir sind genauso wie alle. Bei uns fällt es nur deutlicher auf.«

»Und wie ist es mit dir?«

»Was denn?«

»Bist du auch in irgendjemand verliebt?«

»Du meinst außer in Chris Norman von Smokie?«, fragte Eva zurück.

Ich nickte.

»Sag du’s mir: Bin ich in irgendjemand verliebt?«

»War nur so `ne Frage«, wich ich ihr aus.

»Dann ist ja gut … «

Sie lächelte, und wir liefen zu den Feldern, damit Louis Auslauf bekam. Ich hatte inzwischen verdrängt, dass Herr Dembrock ihm den Schwanz abgehackt hatte, es fiel mir gar nicht mehr auf – so wenig wie die Tatsache, dass Eva keine Zehen besaß. Wenn man das eigentlich Fremde nur lange genug vor Augen hat, erreicht es den Status der Normalität, und ganz gleich, ob gut oder schlecht, man gewöhnt sich daran. Gewöhnung hilft uns, Dingen, die nicht zu ändern sind, Gleichmut entgegenzubringen. Doch zum Glück vertrauen wir nicht immer auf sie. Denn als wir zurückkehrten, eilte meine Mutter auf uns zu. Sie war aufgelöst, zog uns in die Küche der Dembrocks und schloss leise die Tür.

»Ihr müsst ihn wegbringen«, flüsterte sie. »Er hat ihn schon wieder geschlagen!«

So erfuhr ich, was im Keller der Dembrocks geschah.



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